Willkommen beim Besser Schlafen Podcast
Folge #143
Schlaf ist für viele Menschen etwas zutiefst Privates. Doch in der Arbeitswelt zeigt sich: Schlafgesundheit im Unternehmen ist weit mehr als nur ein persönliches Wohlfühlthema. Sie kann ein entscheidender Faktor für Leistungsfähigkeit, Teamstimmung und sogar den wirtschaftlichen Erfolg sein.
Trotz dieser Bedeutung wird das Thema in vielen Betrieben noch immer stiefmütterlich behandelt – oder gar nicht. Manche Führungskräfte halten Schlaf für Privatsache, andere vermeiden das Thema, weil sie nicht wissen, wie sie es ansprechen sollen. Dabei belegen Studien und Praxiserfahrungen: Besserer Schlaf ist keine Nebensache, sondern kann für Unternehmen einen echten Unterschied machen.
In dieser Episode des „BESSER SCHLAFEN“-Podcasts spreche ich mit der Schlafexpertin Ulrike Jung darüber, warum erholsamer Schlaf nicht nur Privatsache ist, wie Unternehmen ihn fördern können und welche einfachen Maßnahmen schon Wirkung zeigen.
Das Problem: Schlafmangel als Produktivitäts- und Stimmungskiller
Die Zahlen sind deutlich: Laut Untersuchungen schlafen viele Erwerbstätige schlecht – und das betrifft nicht nur Einschlafprobleme, sondern auch Durchschlafstörungen.
Schlechter Schlaf hat unmittelbare Auswirkungen auf den Arbeitsalltag:
- Weniger Konzentration und längere Reaktionszeiten
- Reizbarkeit und ein höheres Konfliktpotenzial im Team
- Mehr Fehler und höheres Unfallrisiko
- Geringere Stressresistenz, die den Schlafmangel weiter verstärkt
Ulrike Jung betont im Gespräch, dass Schlafmangel auch eine wirtschaftliche Dimension hat.
Dabei geht es nicht nur um Absentismus (Fehlzeiten durch Krankheit), sondern auch um Präsentismus: Mitarbeitende sind zwar am Arbeitsplatz, können aber ihre Leistung nicht voll abrufen. „Das ist nicht nur ineffektiv, sondern kann auch dem Team und dem Unternehmen nichts Gutes tun“, so Ulrike Jung.
Besonders gravierend: Viele Arbeitsunfälle werden durch Tagesmüdigkeit oder Sekundenschlaf verursacht. Im Straßenverkehr liegt der Anteil laut ADAC bei sieben bis zehn Prozent – mit vermutlich hoher Dunkelziffer, da nicht jeder die wahre Ursache angibt. „Ich gehe davon aus, dass die Zahlen noch viel höher sind“, sagt Jung.
5 Tipps für mehr Schlafgesundheit im Unternehmen
Schlaf bleibt zwar ein privates Thema, doch Unternehmen können Rahmenbedingungen schaffen, die besseren Schlaf und Erholung fördern – ohne in die Privatsphäre einzugreifen. Ulrike Jung nennt im Podcast mehrere wirksame Maßnahmen:
- Flexiblere Arbeitszeiten
Nicht jeder ist morgens um acht Uhr in Bestform. Der persönliche Chronotyp – ob jemand eher Früh- oder Spättyp ist – beeinflusst die Produktivität. Wer später in den Tag startet, ist nicht faul, sondern schlicht biologisch anders getaktet. Für mich ist es so: „Für mich beginnt meine Leistungsfähigkeit um ca. 10 Uhr vormittags. Das hat nichts mit Faulheit zu tun.“ Flexible Startzeiten oder das Verschieben wichtiger Aufgaben können helfen, Leistungsspitzen zu nutzen. - Tageslicht und Beleuchtung optimieren
Licht ist ein zentraler Taktgeber für unseren Schlaf-Wach-Rhythmus. Laut Arbeitsstättenverordnung sollten Büroarbeitsplätze mindestens 500 Lux bieten. In vielen Betrieben kennt niemand den genauen Wert oder die Farbtemperatur des Lichts. „Oft hat sich auch noch niemand damit beschäftigt, wie viele Lux am Arbeitsplatz tatsächlich vorhanden sind“, berichtet Jung. Eine angepasste Beleuchtung kann die Wachheit am Tag verbessern – und so langfristig die Schlafqualität stabilisieren. - Regenerationsräume schaffen
Kurze Pausen, ein Powernap oder ein Moment der Ruhe können wahre Wunder wirken. Unternehmen können kleine Ruheräume mit Verdunkelungsmöglichkeiten einrichten. Jung betont: „Das kann man ohne sehr großen Aufwand umsetzen.“ So können Mitarbeitende, die mittags lieber ruhen und anschließend einen Spaziergang machen, dies tun, ohne auf die Kantine angewiesen zu sein. - Offene Gesprächskultur fördern
Viele trauen sich nicht, über Schlafprobleme zu sprechen – aus Angst, als „Low-Performer“ zu gelten. Wenn Führungskräfte selbst offen über eine schlechte Nacht sprechen, kann das Hemmschwellen im Team senken. „Schlaf sollte nicht schambesetzt sein – und schon gar nicht schlechter Schlaf“, sagt Bovet. Vertrauen ist hier der Schlüssel, damit das Thema Schlafgesundheit im Unternehmen überhaupt zur Sprache kommt. - Mitarbeitende einbinden
Verbesserungsvorschläge können direkt an Vorgesetzte, über den Betriebsrat oder die Personalabteilung herangetragen werden. Auch Krankenkassen unterstützen oft bei Programmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung. In größeren Unternehmen kann der Betriebsrat eine wichtige Rolle spielen. „Ich finde am wirkungsvollsten ist doch immer das Gespräch mit den Führungskräften“, so Jung.
Die Rolle der Führungskräfte für mehr Erfolg
Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle, wenn es um Schlafgesundheit im Unternehmen geht. Sie setzen nicht nur Rahmenbedingungen, sondern prägen auch die Kultur.
Ulrike Jung berichtet im Podcast von einem positiven Beispiel aus einem Gebäudereinigungsunternehmen. Die Chefin setzte das Thema selbst auf die Agenda, nahm an einer Schlafbefragung teil und stimmte zu, ihre Ergebnisse offen zu teilen. „Das zeigt, dass die Unternehmenskultur auf einer Stufe ist, wo das möglich ist“, sagt Jung. Das Signal an die Belegschaft: Schlaf ist kein Tabuthema, sondern Teil einer gesunden Arbeitskultur.
Mehr als nur Produktivität – bessere Stimmung, weniger Stress durch besseren Schlaf
Gute Schlafgewohnheiten wirken sich nicht nur auf die Quantität der Arbeitsleistung aus, sondern auch auf deren Qualität und das Miteinander im Team. Wer ausgeschlafen ist, geht gelassener mit Herausforderungen um, reagiert kreativer und kann Konflikte leichter deeskalieren.
Außerdem hilft mehr Schlafgesundheit, den Kreislauf aus Stress und Schlafmangel zu durchbrechen. „Der nächste Tag beginnt dann im schlechtesten Fall so, wie der vorherige geendet hat“, beschreibt Jung den Teufelskreis. Kleine Änderungen im Arbeitsalltag können diesen Kreislauf unterbrechen.
Im Podcast tiefer in die Verbindung zwischen Schlaf & Business Erfolg eintauchen
In der Podcastfolge „Erfolg im Business durch mehr Schlafgesundheit?“ gehe ich und Ulrike Jung ins Detail: Schlafgesundheit im Unternehmen ist kein Luxus, sondern ein echter Erfolgsfaktor. Sie steigert die Leistungsfähigkeit, verbessert das Arbeitsklima und kann wirtschaftliche Verluste deutlich reduzieren. Unternehmen, die hier investieren, setzen auf ihr wertvollstes Kapital: gesunde, motivierte und leistungsfähige Mitarbeitende.
Jetzt anhören und erfahren:
- Warum Schlafmangel Produktivität, Sicherheit und Stimmung beeinflusst
- Welche Maßnahmen sofort Wirkung zeigen können
- Wie Sie das Thema im eigenen Unternehmen voranbringen