Willkommen beim Besser Schlafen Podcast
Folge #151
Schnarchen kann harmlos sein – oder ein Hinweis auf etwas Ernsteres: zum Beispiel Schlafapnoe. Wenn im Schlaf die Atemwege zu eng sind, kommt es zu Atemaussetzern. Die Folgen können sein: unruhige Nächte, Tagesmüdigkeit und langfristig gesundheitliche Belastungen.
Viele Betroffene kämpfen mit der klassischen CPAP-Maske, die zwar hilft, aber oft als störend empfunden wird.
Doch es gibt eine Alternative: den Zungenschrittmacher. In dieser Podcastfolge spreche ich mit Dr. Albrecht Vorster, Neurobiologe und Schlafforscher am Inselspital Bern, über Chancen, Risiken und die wichtigsten Fragen rund um das Implantat.
Was ist ein Zungenschrittmacher und wie funktioniert er?
Ein Zungenschrittmacher ist ein kleines, implantiertes Gerät, das bei Schlafapnoe eingesetzt wird. Er registriert Atemaussetzer während des Schlafs und sendet in diesem Moment einen leichten Impuls an den Zungennerv.
Dadurch bewegt sich die Zunge nach vorne – der Rachenraum bleibt offen, und die betroffene Person kann wieder frei atmen.
Dr. Vorster beschreibt es als „eine Art innere Schiene, die den Atemweg stabilisiert – aber von innen heraus, nicht mechanisch.“
Für wen ist der Zungenschrittmacher geeignet?
Laut Dr. Vorster kommt der Zungenschrittmacher besonders für Menschen infrage, die unter mittelschwerer bis schwerer Schlafapnoe leiden und die CPAP-Maske nicht vertragen.
Nicht jede:r ist geeignet – vor einer möglichen Operation wird geprüft:
wie stark die Atemaussetzer sind ob die Zunge beim Schlafen wirklich die Atemwege blockiert ob keine anderen Ursachen (z. B. anatomische Hindernisse) vorliegen.
Leider ist es so: Auch hohes Körpergewicht kann eine Rolle spielen.
Wie sieht ein Zungenschrittmacher aus?
Das System besteht aus drei Teilen:
- Ein Sensor, der die Atmung erkennt.
- Ein Stimulator, der den Zungennerv sanft aktiviert.
- Eine kleine Fernbedienung, mit der das Gerät vor dem Schlafengehen ein- und morgens wieder ausgeschaltet wird.
Alles ist unter der Haut implantiert – meist unterhalb des Schlüsselbeins.
Das Gerät selbst ist etwa so groß wie eine kleine Streichholzschachtel.
Welche Erfahrungen gibt es mit dem Zungenschrittmacher?
Erfahrungen mit dem Zungenschrittmacher zeigen,
dass viele Patient:innen nachts ruhiger schlafen und sich tagsüber wacher fühlen.
Einige berichten auch von einer deutlichen Reduktion des Schnarchens.
Dr. Vorster betont jedoch, dass das Verfahren nicht für alle gleich gut funktioniert.
„Es ist kein Wundermittel, sondern eine gezielte Therapieoption für bestimmte Fälle“, sagt er im Gespräch.
Wichtig ist die individuelle Abklärung in einem Schlaflabor,
um herauszufinden, ob das Verfahren wirklich geeignet ist.
Was kostet ein Zungenschrittmacher und ist er eine Kassenleistung?
Die Kosten für den Zungenschrittmacher können – je nach Land und Klinik – variieren. In der Schweiz und teilweise auch in Deutschland übernehmen einige Krankenkassen eventuell die Behandlung nach individueller Prüfung,
wenn andere Therapien nachweislich nicht erfolgreich waren oder nicht vertragen werden.
Dr. Vorster betont: „Der Zungenschrittmacher ist ein medizinisch anerkanntes Verfahren, aber die Kostenübernahme hängt stark vom Einzelfall und der Diagnose ab.“
Was bewirkt ein Zungenschrittmacher langfristig?
Ziel der Therapie ist es, die nächtlichen Atemaussetzer deutlich zu reduzieren
und damit die Sauerstoffversorgung sowie den Schlafrhythmus zu stabilisieren.
Das wiederum kann Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Probleme verringern.
Dr. Vorster beschreibt den Effekt so:
„Der Schrittmacher holt die Zunge sanft nach vorne, der Atemweg bleibt frei –
und das ermöglicht wieder einen physiologisch normalen Schlaf.“
Welche Alternativen gibt es zum Zungenschrittmacher?
Nicht immer ist eine Operation nötig.
Alternativen können laut Dr. Vorster sein:
- Logopädische Übungen, um die Zungen- und Rachenmuskulatur zu stärken
- App-gestütztes Training (z. B. SnoreFree)
- Gewichtsabnahme, falls Übergewicht beteiligt ist
- Medikamentöse Unterstützung (z. B. Abnehmspritzen bei Adipositas)
Auch hier gilt: Erst nach einer ärztlichen Untersuchung kann entschieden werden, welche Therapie sinnvoll ist.
Zungenschrittmacher verstehen
Der Zungenschrittmacher ist ein spannender Fortschritt in der Behandlung der Schlafapnoe – besonders für Menschen, die mit der Atemmaske nicht zurechtkommen.
Aber er ist kein Allheilmittel: Die Entscheidung für den Eingriff sollte gut überlegt
und gemeinsam mit einer erfahrenen Schlafmedizinerin oder einem Schlafmediziner getroffen werden.
🎧 In der aktuellen Folge des BESSER SCHLAFEN Podcasts erklärt Dr. Albrecht Vorster aus wissenschaftlicher Sicht, wie der Zungenschrittmacher funktioniert,
für wen er geeignet ist und wo seine Grenzen liegen.